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Leitartikel Energie aus Abfall
Bereits vor rund 30 Jahren haben wir in Tirol überlegt, aus Abfall Energie zu produzie-
ren. Heute ist dieses Thema wieder „brandheiß“.
Während früher nur der Restabfall und die Baustellenabfälle als Brennstoff untersucht
wurden, sind heute mehrere Abfallarten als Energielieferanten von Interesse. 90.000 t
Altholz sind aufgrund des niedrigen Feuchtigkeitsgehaltes bei den Spanplattenerzeugern
gefragt. Trotz eines Abnehmers im Lande zahlen wir derzeit die höchsten Entsorgungs-
Dr. Alfred Egger preise in ganz Österreich. Zehntausende Tonnen Bioabfälle könnten zu Biogas verarbeitet
ATM-Geschäftsführer werden. Vor allem Abfälle aus der Landwirtschaft (die offiziell ja keine sind) wie z. B. Gülle
(ca. 700.000 m³/Jahr) und ca. 20.000 t Gemüseabfälle könnten letztlich auch als hochwer-
tiger Düngerersatz der Natur wieder zurückgegeben werden. Das Phosphor in Klärschläm-
men sollte gemäß Abfallverbrennungsverordnung (im Entwurf) ab dem Jahr 2033 rückge-
wonnen werden. Die Monoverbrennung ist mit einem Potential von ca. 32 GWh/Jahr dabei
die wichtigste Behandlungsmethode.
Mehr Kapazitäten!
Und dann noch ca. 130.000 t Restmüll bzw. die Brennstoffe, die daraus hergestellt wer-
den mit einem Energiegehalt von rund 1.500 TJ bzw. 400 GWh. Das entspricht dem Wär-
mebedarf von rund 18.000 Einfamilienhäusern – und das ist letztlich das politisch und
wirtschaftlich brisante Thema: Denn Abfall geht ohne Regulierung immer den Weg des
Wassers – also dorthin, wo die tiefsten Preise sind. Und die Preise folgen einem bekannten
„Schweine“-Zyklus: In Zeiten von hohen Entsorgungsspotmarktpreisen gekoppelt mit ho-
hen Energiepreisen überlegen alle, neue Kapazitäten zu schaffen. Wenn diese dann nach
etlichen Jahren realisiert sind, sinkt der Preis, weil dann ein Überangebot vorliegt. Derzeit
gibt es in Österreich in Bruck an der Mur einen neuen nennenswerten Brennstoffverwer-
ter mit einer Jahreskapazität von 160.000 t und zwei weitere Projekte, die wieder aus der
Schublade geholt wurden.
Geringere Mengen?
Europaweit ist mittelfristig durch gesteigertes Recycling von sinkenden Abfallmengen
auszugehen. Andererseits stellt sich die Frage, ob die stofflich (bis jetzt) nicht verwert-
baren Kunststoffgemische, wie in Deutschland über Jahre praktiziert, im fernen Osten
oder wieder in der Verbrennung landen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Länder in der EU,
die den gesamten bzw. einen großen Teil ihres Siedlungsabfalles immer noch deponieren.
Wie weit es dabei eine Verlagerung in bestehende thermische Verwertungsanlagen geben
wird, ist schwer abzuschätzen, da die Entsorgungspreise in diesen Ländern beträchtlich
unter denen der „Verbrenner“-Länder liegen.
Alle in Tirol beauftragten Studien sind im Laufe der Zeit im Wesentlichen zu zwei Ergeb-
nissen gekommen:
Die Wirtschaftlichkeit einer Anlage bedingt eine möglichst ganzjährige industrielle
Nutzung von Wärme in Form von Dampf oder Heißwasser.
Die kalkulierte Mindestmenge an Brennstoffen (Abfall) muss sichergestellt sein.
Ob dies angesichts der oben angeführten Entwicklung politisch (durch Standort und
02 forum - Mengen zuweisung) möglich ist, werden die nächsten Jahre ergeben.