Page 4 - ATM Forum 2025-02
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Früherkennung von Bränden
bei Recyclinghöfen
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Klingt nach Hightech – Hall plant Probebetrieb
ist man damit hundert-
prozentig sicher? Herr Neuner, Sie sind Leiter des Umwelt amtes
der Stadt Hall und Bezirks feuerwehrinspektor.
Reichholf: Ganz ehrlich: Eine 100%ige Sicherheit In beiden Bereichen beschäftigen Sie sich in-
gibt es nicht. Aber wir sind sehr gut aufgestellt. tensiv mit dem Thema Früherkennung von
Alles, was wir hier in Sicherheit stecken, ist ein Bränden in Recyclinghöfen.
gutes Investment in die Risikoreduktion. Wir set-
zen auf Prävention durch organisatorische Maß- Michael Neuner: Ja, es ist ein sehr aktuelles,
nahmen: Etwa, dass wir jeden Abend die Bunker um nicht zu sagen „brandheißes“ Thema. Sei-
leeren, damit kein Material über Nacht im Gebäu- tens der Feuerwehr gibt es spezielle Schulungen
de bleibt. Akkus werden in speziellen Fässern ge- an der Landesfeuerwehrschule. Als Leiter des Umweltamtes bin ich zusätz-
lagert. Und wichtig ist uns, aus jedem Ereignis zu lich dahinter, dass die Früherkennung kommt. Je früher man einen Brand
lernen: Wir evaluieren nach jedem Brandalarm, wo erkennt, desto besser hat man die Situation im Griff. Gerade bei großen
die Schwachstellen liegen und wie wir noch besser Containern mit 20 Kubikmetern und mehr kann es sehr schnell sehr ge-
werden können. Unsere Leute werden laufend ge- fährlich werden.
schult, wir haben regelmäßig Löschübungen. So
wissen alle, was im Ernstfall zu tun ist. Sie sprechen von einer präventiven Lösung auf den Recyclinghöfen.
Was genau ist geplant?
Ein Problem sind auch die
Folgeschäden, oder? Wir suchen schon lange nach einer praktikablen Lösung. Jetzt haben wir ei-
nen Ansatz gefunden, der ein echter Gamechanger sein könnte: Innovative
Leitgeb: Richtig, Schäden durch Löschwasser, er- Systeme zur frühzeitigen Branddetektion, die auch für kleinstrukturierte
höhte Versicherungskosten, Instandsetzungen, Anlagen wie Recyclinghöfe geeignet sind. Bisher war das oft nur für sehr
aber am schlimmsten wären Schäden an Menschen. große Anlagen realistisch. Jetzt sind wir in der Detailplanung, um zu prü-
fen: Bringt es den erhofften Effekt? Wie viele Fehlmeldungen entstehen?
Was wünschen Sie sich von den
Bürgerinnen und Bürgern? Worum handelt es sich bei dieser Technik genau?
Reichholf: Ganz klar: Akkus und Batterien gehören Es geht um die Weiterentwicklung der Wärmebildkamera mit integrierter
nicht in den Restmüll! Schon gar nicht E-Zigaretten. Temperaturerkennung. Das System kombiniert optische und thermische
Wer sie dort entsorgt, riskiert Brände, Gefährdung Kameratechnologien mit einer kontinuierlichen 24/7-Echtzeit-Datenana-
von Menschenleben und immense Schäden. Es lyse und automatischen Benachrichtigung. Damit kann man im Container
wäre schon eine enorme Risikominimierung, wenn frühzeitig kritische Entwicklungen erkennen. Die Meldung geht dann zu-
jeder seine Akkus sorgfältig entsorgt. erst an die Mitarbeitenden, später soll das auch direkt mit der Brandmel-
deanlage gekoppelt werden.
So schützen Sie Leben und Umwelt: Gibt es schon Erfahrungen aus der Praxis?
Ja, in Landeck läuft bereits ein Probebetrieb. In Hall wollen wir im Okto-
s Nie Batterien in den Restmüll werfen
s Sammelboxen im Handel oder ber testen, wie zuverlässig das System ist und ob es sich wirklich für den
Altstoffsammelzentren nutzen flächen deckenden Einsatz eignet.
s Bei beschädigten Batterien die Pole
mit Klebeband abkleben Wie sieht der Zeitplan für die Umsetzung aus?
Wenn alles wie geplant läuft, wäre eine Umsetzung 2026 realistisch. Das
System wäre eine umsetzbare und langfristig finanzierbare Sache – und ein
großer Schritt in Richtung Prävention.
Danke fürs Gespräch!
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